Von Simone Prenzel
LVZ 06.11.2023
Landkreis Leipzig.
Wurzen ist ein gutes Pflaster, um Berufswünsche zu realisieren. Beleg dafür war die
Ausbildungs- und Karrieremesse „Kawumz“, zu der am Samstag ins Wurzener
Lichtwergymnasium eingeladen wurde.
„Es war der Wunsch vieler Unternehmen, sichtbarer zu werden. Einfach zu zeigen,
was Handwerk und Industrie in Wurzen bieten“, erklärte Oberbürgermeister Marcel
Buchta (parteilos) zur Eröffnung. „Gerade das Portfolio vieler Betriebe entlang der
Wurzener Industriemagistrale ist vielfach nicht bekannt.“ Der Name „Kawumz“ soll
deshalb einschlagen. Er steht für „Karriere im Wurzener Land mit Zukunft“.
Schüler staunen über Berufsvielfalt in Wurzen
Zu denen, die von der Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten positiv überrascht
waren, gehörte Gymnasiast Benjamin Heymann aus Meltewitz. „Ich muss in diesem
Jahr ein Praktikum machen“, berichtete der 15-Jährige. Von vielen der 40 Aussteller
hatte der Zehntklässler zuvor noch nie etwas gehört.
Auch Charlie Göttlinger (17) und Tom Siegesmund (18) nutzten die Kontaktbörse.
Letzterer hatte sich vorab informiert. „Ich werde auf jeden Fall die Stände von
Deckwerth Autoreperatur, der Sparkasse und der Wurzener Stadtverwaltung
ansteuern“, so der Altenbacher.
Fläkt-Group rührt die Werbetrommel
Auch am Stand der Fläkt-Group erkundigten sich Jugendliche mit ihren Eltern im
Schlepptau nach Ausbildungswegen. Das Unternehmen gehört mit rund 350
Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Für Fläkt gilt, dass Produkte –
wie bei anderen Wurzener Firmen ebenso – in alle Welt gehen. Fläkt spielt in der
ersten Liga, was Luft- und Klimaechnik – insbesondere für die Kühlung großer
Serverräume – betrifft. „Auch im Pharmabereich warten große Aufgaben“, berichtete
Mitarbeiter Robert Boche, der das Wurzener Gymnasium besucht und dann
Maschinenbau studiert hat. „Die Herstellung von Medikamenten, die wieder nach
Deutschland zurückkehrt, funktioniert nur unter speziellen Raumbedingungen, die
wir mit unserer Technik garantieren“, so Boche. Dass es dennoch schwer fällt,
Jugendliche für einen Einstieg zu begeistern, räumte Ausbilder Julian Winkler ein.
„Deshalb bieten wir auch Ferienjobs und Praktika an.“ Ein Duales Studium sei
ebenfalls möglich.
Gut zu tun hatte auch die Mannschaft von Liftket. „Wir wollen weiter wachsen und
sind deshalb auf Nachwuchs angewiesen“, schilderte Franziska Pöschel,
Personalreferentin des 250-Mann-Betriebes, der am 15. November zu einem eigenen
Azubi-Day einlädt. Obwohl Sohn Nico erst die 8. Klasse besucht, kam er mit seiner
Mutter Anne Müller schon zu einem ersten Kennenlernen vorbei: „Mein Vater arbeitet
bei Liftket. Ich denke schon, dass das auch etwas für mich wäre.“
Maschinenfabrik Neuman & Esser zahlt
Zeugnisgeld
„Komm doch NEA“, hieß es jugendgemäß bei der traditionsreichen Wurzener
Maschinenfabrik Neuman & Esser (NEA). Gleich am Eingang drückte Ausbilder
Robert Brose den Besuchern einen Flyer in die Hand. „Am 8. November ist bei
Neuman & Esser Future Experts Day. An diesem Tag kann man uns noch genauer
kennenlernen.“
Der 29-Jährige ist das beste Beispiel dafür, dass man in dem 150-Mann-Betrieb etwas
werden kann. „Von 2010 bis 2013 habe ich bei Neuman & Esser gelernt.“ Heute ist
Brose selbst Lehrausbilder und schult den Nachwuchs.
Auf Augenhöhe konnte Elin Zschieche Interessenten beraten. Die 19-Jährige lernt
beim Wurzener Hersteller von Kolbenkompressoren und Mahlanlagen gerade
Zerspanungsmechanikerin. „Ich bin kein Büromensch“, bekannte die 19-Jährige.
„Deshalb war für mich klar, dass ich irgend etwas Handfestes lerne“, so die
Wurzenerin. Zudem – auch nicht zu verachten – wirbt NEA mit dem Tarifvertrag der
Metallindustrie, einem Zeugnisgeld bei guten Leistungen und gemeinsamen AzubiAusflügen.
Eine Internetseite spricht speziell künftige Lehrlinge an.
Bäckerei Hennig bildet Bäcker, Verkäufer und
Konditoren aus
Auch die Bäckerei Hennig aus Zwenkau, die mit zahlreichen Filialen im Landkreis
Leipzig und darüber hinaus präsent ist, präsentierte sich in Wurzen. „Aktuell bilden
wir 30 Fachverkäufer und Fachverkäuferinnen, acht Bäcker und fünf Konditoren aus“,
sagte Ausbilderin Janine Henger.
Dass der Weg nicht immer geradlinig verlaufen muss, bestätigte Hanna Lehmann, im
ersten Lehrjahr hinter der Verkaufstheke. „Eigentlich wollte ich Optikerin werden,
aber das war mir zu schwer.“ Durch persönliche Verbindungen sei sie dann bei
Hennig gelandet. „Der Kundenkontakt im Geschäft macht Spaß.“ Die 17-Jährige aus
Eilenburg kann die Ausbildung nur empfehlen.
ESA Elektroschaltanlagen: Azubi dreht für
Instagram
„Nachwuchs zu finden, ist in den vergangenen Jahren sicherlich nicht einfacher
geworden“, hieß es bei der ESA Elektroschaltanlagen Grimma. Mit weltweit
anerkannten Produkten hat sich der Hersteller von Industrie- und Haustechnik einen
Namen gemacht. Die Firma lässt nichts unversucht, bei Jugendlichen zu punkten.
„Wir setzen verstärkt auf die sozialen Medien“, verrät Josephine Külbel.
Die angehende Industriekauffrau hat ihren eigenen Ausbildungstag bei der ESA als
Instagram-Story gefilmt: „Hier sieht man, was meine Aufgaben sind.“ Ein eigener
Instagram-Kanal ist für das Unternehmen inzwischen Pflicht. Man müsse sich ganz
einfach dem Nutzungsverhalten der Zielgruppe anpassen. Tim Kersten, im dritten
Ausbildungsjahr zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der ESA, verweist auf
weitere Aktiviten: „Wir haben außerdem einen Imagefilm produziert und veranstalten
Lötkurse an Schulen.“
Um Aufmerksamkeit bemühte sich ebenso Erik Schulte, Leiter der Teststation des
Bundessortenamtes in Wurzen. „Es gibt schon ausbildungswillige junge Menschen.
Aber viele denken, sie können als Influencer, Youtube-Star oder Gesangstalent ihr
Geld verdienen. Denen muss man erst mal die Augen öffnen.“
Landgut Nemt bietet Möglichkeit für Praktika
Jeder Berufswunsch sollte zuvor in einem Praktikum abgeklopft werden, empfahl
Christoph Döbelt vom Landgut Nemt, dessen klassische Ausbildungsberufe der Landund der Tierwirt sind. „Wenn der Bewerber dann feststellt, Landwirtschaft ist doch
nichts für mich, ist mir das allemal lieber, als wenn der Ausbildungsvertrag
unterschrieben ist und dann das böse Erwachen kommt.“
Standortinitiative Wurzen zieht positives Fazit
„Um solche Fragen im direkten Gespräch zu klären, vor allem aber die Breite der
Berufsmöglichkeiten zu zeigen, war die heutige Messe goldwert“, zog Marco Bauch,
Werksleiter der Gießerei Wurzen und zugleich Vorsitzender der Standortinitiative
Wurzen (Siw), ein erstes Fazit. „Die Resonanz war überaus positiv.“ Im November 2024
wird es auf jeden Fall wieder heißen: Auf zur „Kawumz“ in Wurzen.
Franziska Pöschel,
Personalreferentin bei Liftket
Wir wollen weiter wachsen und sind deshalb auf
Nachwuchs angewiesen.
Über Ausbildungs-und Berufschancen informierten 40 Ausstelleram Samstag bei der Karrieremesse
„KaWumZ“ in Wurzen. Die BäckereiHennig aus Zwenkau war mit Ausbilderin Janine Henger und Hanna Lehmann
vertreten. Die 19-Jährige lernt verkäuferin. Foto Simone Prenzel
Über Ausbildungs- und Berufschancen informierten 40 Aussteller am Samstag bei der Karrieremesse „Kawumz“ in Wurzen. Bei Robert Brose
(v.l.n.r.), Ausbilder bei Neuman & Esser, holten sich Nils und Till Förster Informationen aus erster Hand.