Für den Sieg beim Wettbewerb „Ab in die Mitte“ hat es nicht gereicht. Dennoch erhalten die Initiatoren für eine neue Zukunft der Wenceslaigasse 9000 Euro.
Von Kai-Uwe Brandt
Wurzen. Zum ersten Preis reichte es nicht für Wurzen. Diesmal siegte die Stadt Brandis beim 18. City-Wettbewerb „Ab in die Mitte!“ und sahnte mit dem Vorhaben „Räume des Wissens – Räume des Erlebens: Innenstadt neu aneignen“ 30 000 Euro ab. Doch die Enttäuschung bei den drei Initiatoren des Projektvorschlages aus der Muldestadt hält sich in Grenzen. „Natürlich haben wir auf das oberste Treppchen gehofft. Aber um ganz ehrlich zu sein: Brandis hat zu Recht gewonnen“, gratuliert Marcel Buchta dem Nachbarn zum Erfolg.
Gemeinsam mit der Bennewitzer Ideenmeisterin Katrin Hussock und seiner Frau Victoria erarbeitete der 38-Jährige ein Konzept für die einst belebte Wenceslaigasse. Schließlich erlitt der Verbindungsweg vom Markt zum Bahnhof über die Jahre hinweg einen starken Bedeutungsverlust. Neben dem hohen Laden-Leerstand und der rückläufigen Frequentierung mangelt es aus Sicht des Trios vor allem an Grünflächen und Aufenthaltsqualität. Dabei, so der selbstständige Finanz- und Unternehmensberater, trumpft gerade die Altstadtgasse mit einem hohen Bestand an sanierten historischen Gebäuden und der Stadtkirche St. Wenceslai auf.
Was sich hinter dem Projekt „Walk of Wurzen“ verbirgt
Um den beklagenswerten Ist-Zustand zu ändern, kreierte das Dreierbündnis eine Zukunftsvision mit WoW-Effekt, wobei die drei Buchstaben für den Titel „Walk of Wurzen“ stehen. „Dahinter verbergen sich mehr Grün mittels mobiler Pflanzgefäße von klein bis zum XXL-Format, Informationsstelen, eingelassene Granitsteine mit den Namen bekannter Wurzener, ein jährliches Stadthafenfest und sogar ein historisches Stadtmodell aus Bronze an der Einmündung zum Badergraben“, verrät Buchta. Allein die Kosten für eine Renaissance würden ersten Schätzungen zufolge gut und gern circa 260 000 Euro kosten. Wohl auch deshalb rechneten die Autoren mit dem Preisgeld von 30 000 Euro.
Jene Summe wurde es zwar nicht, dennoch darf sich Wurzen über 9000 Euro freuen. Denn zur Abschlussveranstaltung im Bürgerhaus Delitzsch, an der Victoria Buchta sowie Konstanze Neudert als Vertreterin der Stadtverwaltung teilnahmen, konnte nicht nur ein Rekord des Innenstadt-Wettbewerbs „Lebensraum Stadt: Handel, Wandel, Vielfalt“ mit 48 Bewerbern verkündet werden. Zugleich reichten die Organisatoren dank eines zusätzlichen Finanzbudgets weitere 300 000 Euro an 33 Kommunen aus.
Initiatoren erstellen jetzt Fahrplan für die Umsetzung
„Unabhängig von unserem Ergebnis am Wettbewerb hat der Technische Ausschuss des Stadtrates zu seiner Sitzung im Juli bereits dem Projekt eine Realisierung zugesagt“, betonte Marcel Buchta. Daher soll die Umsetzung nunmehr Schritt für Schritt erfolgen. „Wir möchten natürlich, dass schnell etwas passiert, damit die Idee nicht in Vergessenheit gerät.“ Immerhin sei ihm und seinen beiden Mitstreiterinnen klar, dass die einzelnen Punkte nicht in einem Ritt zu bewältigen sind. Aber zum Glück gebe es genügend Puzzleteile, die keine lange Wartezeit benötigen. „Ich denke da zum Beispiel an das Einlassen der Granitsteine sowie die Gestaltung leerstehender Schaufenster.“
Als Nächstes will das Trio in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung einen Fahrplan erstellen und darin eine Priorisierung festlegen. Buchta denkt außerdem über das eine oder andere Sponsoring nach, um Gelder zu akquirieren. Letztlich sei es ja im Interesse aller, die frühere Straße des Handels zur Straße des Wandels werden zu lassen, die dann auf „kreative Weise die Historie Wurzens mit dem digitalen Zeitalter verknüpft“
Siegerprojekt von 2015 lässt auf sich warten
Der Wettbewerb „Ab in die Mitte!“ wurde in Sachsen erstmals 2004 durchgeführt.
Die von der privaten Wirtschaft und dem Land Sachsen getragene Initiative wird durch den Freistaat mit einem jährlichen Preisgeld von 100 000 Euro unterstützt. Insgesamt sieben Mal nahm die Stadt schon am Wettbewerb teil – 2004 mit „Wurzen für Ringelnatz – Ringelnatz für Wurzen“ und zuletzt 2017 mit einem „steinernem Klanggarten am Musikturm“ auf der Freifläche an der Ecke Clara-Zetkin-Platz/August-Bebel-Straße. Platz drei und 10 000 Euro erhielt die Kommune 2010 für den „Hafen zum Verweilen“.Zwei Jahre später am 1. November 2012 wurde der Spielplatz hinterm Alten Rathaus dann endlich eröffnet. Allerdings sieben Jahre zurück liegt mittlerweile der Sieg Wurzens 2015 mit den „Hängenden Obstgärten“ am Schloss. Getan hat sich trotz des Preisgeldes von 30 000 Euro an der verwilderten Nordseite des ehemaligen Bischofssitzes bisher nichts.
Quelle LVZ vom 23.11.2021