Beschäftigte von Liftket wählen Betriebsrat Mitbestimmung bei Arbeitszeiten auf der Agenda / Markus Klose an die Spitze gewählt

Wurzen. Die rund 250 Beschäftigten der Liftket Hoffmann GmbH in Wurzen haben jetzt erstmals eine gesetzlich legitimierte Interessenvertretung. Ende April wählten sie ihren Betriebsrat, der aus neun Personen besteht. Zum Vorsitzenden des Gremiums, das sich bereits konstituierte, wurde der 38-jährigen Markus Klose gekürt. Das Mehrheitsvotum zum Vize erhielt der 44-jährige Rico Conrad.

Laut der Industriegewerkschaft (IG) Metall Leipzig, mit der die Liftket-Kollegen seit über einem halben Jahr die Wahl vorbereitet hatten, fand die jüngste Abstimmung großen Anklang. Trotz der Corona-Einschränkungen beteiligten sich demnach mehr als 80 Prozent am Urnengang. „Das ist ein starkes und vor allem wichtiges Signal für den künftigen Betriebsrat sowie für die ganze Region“, sagte Gewerkschaftssekretär Benjamin Krimmling. Insbesondere vor dem Hintergrund, so der hauptamtliche Gewerkschafter, dass die Liftket Hoffmann GmbH auch während der Corona-Pandemie weiterhin Elektrokettenzüge für Industrieanwendungen, Windkraftanlagen und Bühnentechnik baut. Firmenangaben zufolge gehören die Wurzener damit zu den größten Herstellern in diesem Segment.

„In Krisenzeiten erleben wir in allen Betrieben, wie wichtig Wirtschaftsdemokratie und die betriebliche Mitbestimmung ist. Bei der Gestaltung von Arbeitszeiten, Kurzarbeit, Arbeits- und Gesundheitsschutz und vielen anderen Themen müssen Betriebsräte gehört und beteiligt werden“, betonte Krimmling. Unternehmen mit Arbeitnehmervertretungen seien aus Sicht der IG innovativer, wettbewerbsfähiger und hätten zugleich bessere Arbeitsbedingungen. „Davon brauchen wir mehr – hier und anderswo.“

Das neue Amt, weiß Betriebsratsvorsitzender Klose, beinhaltet nicht nur mehr Rechte, sondern ebenso eine große Verantwortung für die Kollegen und den Betrieb. „Ein Arbeitsplan muss erstellt, Beschäftigte beteiligt sowie Mitspracherechte im Zusammenspiel mit der Geschäftsführung ausgestaltet werden“, formuliert er die unmittelbaren Ziele. „Auf uns als Betriebsratsteam kommen also große Herausforderungen zu.“

Das Wurzener Traditionsunternehmen in der Dresdener Straße wurde 1948 von Dietrich Hoffmann, Ehrenbürger der Stadt Wurzen, gegründet und als Familienbetrieb von Tochter Brigitta und Schwiegersohn Matthias Hühn bis 2016 fortgeführt. Im Zuge der Übernahme der Geschäftsanteile verschmolz dann am 24. Juli 2017 die Hoffmann Fördertechnik GmbH mit der AF Lifting GmbH aus München zur Liftket Hoffmann GmbH. 2018 übernahm Liftket zudem Anteile des Eilenburger Bühnentechnikspezialisten ChainMaster.

Aktuell betreut die IG Metall Leipzig in der Region 100 Firmen. Allein für etwa 22 500 Beschäftigte aus 34 Betrieben konnten die Gewerkschaft und ihre Betriebsräte bisher deutlich bessere Regeln bei Kurzarbeit, mobiles Arbeiten oder im Gesundheitsschutz durchsetzen.

Kai-Uwe Brandt

Quelle: LVZ vom 07.05.2020