„Überall ist Wunderland“: Wurzen 2022, 2030, 2050 – Akteure halten trotz Corona am Forschungsprojekt fest

Was steht am Anfang einer jeden Innovation? Die Vision. Nichts anderes gilt für „Die Stadt der Zukunft“. Aus diesem Grund freuen wir uns, dass sich die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig im kommenden Sommersemester der Stadt Wurzen widmet.

Unter dem Titel „Impuls- und Zukunftsstrategien für die Stadt Wurzen“ sollen 30 bis 35 Studentinnen des Instituts für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft (ISB) insgesamt acht für Wurzen relevante Themenschwerpunkte bearbeiten, anhand von Entwicklungstrends sowie einer vorangegangenen Grundlagenermittlung verschiedene Szenarien entwickeln und Handlungsempfehlungen ableiten. Die Ergebnisse werden mit einer Posterausstellung am 06. August in Wurzen von den Studierenden vorgestellt (Ort wird noch bekannt gegeben). Das Forschungsprojekt schafft somit nicht nur neue Aufmerksamkeit, sondern birgt mit Blick auf aktuelle und künftige Herausforderungen enorme Chancen. Ein Vorhaben, welches anstelle von einem finanziellen Mehraufwand lediglich Ansprechpartner vor Ort benötigt.  

Seit Juni 2019 stehen Marcel Buchta (Selbstständiger Finanzberater) und Victoria Lehmann (Wirtschafts- und Sozialgeographin mit Schwerpunkt auf städtische Räume) in engem Kontakt mit dem ISB Leipzig, wo letztere als damalige Studentin selbst im Rahmen ihres Masterstudiums ein Modul namens „Stadtmanagement II“ belegte. Das Semesterprojekt widmete sich vor zwei Jahren dem Thema „Zukunft urbaner Handelslagen – die Leipziger Innenstadt“ und war u.a. Bestandteil des Forschungsprojektes SURTRADE (Reallabor). Ein Artikel in der IHK-Zeitschrift brachte Buchta dann auf den Gedanken, ob eine vergleichbare Analyse auch für den ländlichen Raum umgesetzt werden könnte. Fragen kann nicht schaden, insbesondere wenn Anknüpfungspunkte bestehen.

Victoria Lehmann und Marcel Buchta im Schloss Wurzen (Foto: Kai-Uwe Brandt, LVZ)

Zwischen Wissenschaft und Praxis…

Da neben Oberzentren zunehmend auch Klein- und Mittelstädte im Fokus der Wissenschaft stehen, stieß die Anfrage am ISB auf großes Interesse. Einem Ersttermin im Forschungsinstitut zur Abklärung von Wünschen und Möglichkeiten folgten mehrere Gespräche zwischen Buchta, Lehmann und den wissenschaftlichen Mitarbeitern, bis dann im Dezember die erfreuliche Zusage kam – das praxisorientierte Modul „Stadtmanagement II“ wird sich im Jahr 2020 mit „Impuls- und Zukunftsstrategien für die Stadt Wurzen“ befassen. Acht Themenblöcke werden Bestandteil des Semesterprojektes sein, die nach Einschätzungen lokaler Stakeholder den aktuell größten Handlungsbedarf aufweisen und entsprechend ihrer Relevanz für die Wurzener Entwicklung in die Arbeit von acht Arbeitsgruppen einfließen. Dabei sollen sich die Studierenden zu Beginn einen Überblick über die Ist-Situation vor Ort mittels verschiedener Methoden (bspw. Daten- und Literaturrecherche, sozialwissenschaftliche Erhebungen, Kartierung, etc.) verschaffen, um auf Grundlage eines selbst definierten Leitbildes kurz-, mittel- und langfristige Szenarien bzw. Visionen für die Stadt, Stadtteile oder Gebäude der Stadt Wurzen zu erarbeiten. Eine kritische Reflexion hinsichtlich Machbarkeit sowie weiterer Herausforderungen am Ende jeder Projektarbeit wird ebenfalls Bestandteil und damit Grundlage für den Schritt einer möglichen Umsetzung sein.

Die konzeptionelle Vorarbeit bis heute…

Nachdem Fahrplan und erste Themenschwerpunkte wie „Handel“, „Kultur“, „Identifikation“, „Mobilität“ und „Wohnen“ bereits zwischen den beiden Initiatoren Buchta und Lehmann sowie Jenny Kunhardt und Susan Radisch als Modulverantwortliche abgestimmt wurden, folgte zur Konkretisierung und Gewinnung weiterer Ansprechpartner vor Ort am 28. Januar die Auftaktveranstaltung im Schloss Wurzen. Neben den vier Hauptakteuren nahmen Dr. Eberhard Lüderitz (WRC und SiW-Vorstandsvorsitzender), Konstanze Neudert (Stadtverwaltung Wurzen), Peter Sauer (WGW-Geschäftsführer) sowie Roman Grabolle (Citymanagement Wurzen) teil, die im Resultat dank der Bandbreite an Know-how und den vielfältigsten Anregungen ein gemeinschaftlich abgestimmtes Konzept hervorbrachten. Ein Stadtspaziergang zu viert sollte die Veranstaltung abrunden und weitere Impulse für das Semesterprojekt geben, indem Buchta und Lehmann den beiden auswertigen Wissenschaftlerinnen die Vielfalt der Stadt Wurzen zeigten.

Wie es weitergeht…

Die aktuelle Entwicklung in Zeiten der Corona-Krise, die u.a. in der temporären Schließung von Forschungs- und Bildungseinrichtungen resultiert, betrifft dementsprechend ebenfalls die Universität Leipzig. Nichtsdestotrotz möchten die Initiatoren Buchta und Lehmann sowie Kunhardt und Radisch an dem Semesterprojekt festhalten, wenn auch in abgewandelter Form.

Wie die beiden Modulverantwortlichen verkündeten, wird sich die Präsenzzeit der Studenten nach dem Semesterauftakt am 09. April auf den 04. Mai verschieben. Damit ist das geplante Projekt für dieses Semester allerdings noch lange nicht ad acta gelegt. Die Wissensaneignung und Vorbereitung der Projektarbeit erfolgen währenddessen in Form von E-Learning und selbstständigen Recherchearbeiten, so die Mitteilung im Rahmen einer Telefonkonferenz am 17. März zwischen den vier Hauptakteuren, die in dem Rahmen gleich noch die finale Modulkonzeption abstimmten.

Die ursprünglich für den 30. April vorgesehene Exkursion der Wissenschaftler nach Wurzen wird jedoch nicht stattfinden können. Die Studenten sollen für die gruppenspezifische Erhebungsphase stattdessen vorerst auf Telefoninterviews oder andere Austauschmöglichkeiten mit lokalen Experten zurückgreifen, bis sich die Lage entspannt und eine Vorortbesichtigung erlaubt. Im Falle dessen, so hoffen sowohl Initiatoren als auch Modulverantwortliche, endet das Semesterprojekt mit einer öffentlichen Abschlusspräsentation am 06. August mittels Posterausstellung in Wurzen, die neben einer Hausarbeit pro Arbeitsgruppe Bestandteil der Prüfungsleistung sein wird.