Großvermieter zieht positive Bilanz für 2018 / Aktuelle Leerstandsquote beträgt drei Prozent
Wurzen. Die Wohnungsgenossenschaft Wurzen will noch in diesem Jahr drei Mehrfamilienhäuser in Brandis bauen. Ein Novum, wie Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer Sven Mittenzwei verrät. Schließlich ist es bereits über zwei Jahrzehnte her, dass sich das Unternehmen als Bauherr betätigte. Insgesamt sollen 25 moderne und zentrumsnahe Familienwohnungen und Senioren-Apartments an der Ecke Rathausgasse/ Mathildenstraße entstehen. Die alte Netto-Kaufhalle auf dem Areal verschwindet.
„In Brandis gibt es derzeit eine starke Nachfrage, weshalb wir uns für das Projekt entschieden haben“, berichtet Mittenzwei. Außerdem sei es gerade für Großvermieter wie die Wurzener Genossenschaft wichtig, das Portfolio weiterzuentwickeln. Wann das Vorhaben startet, ließ der 50-Jährige offen. Nur so viel: Spatenstich für die ehrgeizige 6,5-Millionen-Euro-Investition über den Zeitraum von zwei Jahren sei voraussichtlich im Sommer.
Darüber hinaus nimmt das Unternehmen 2019 erneut zweieinhalb Millionen Euro in die Hand, um den Bestand zu sanieren – „und verschobene Dinge aus 2018 nachzuholen“. Demnach erhält der Wohnblock Lüptitzer Straße 1 – 9 in Wurzen eine frische Fassadenfarbe und die beiden Immobilien Am Steinhof 38 – 46 sowie Am Steinhof 28 – 36 eine neue Heizung. „Denn aufgrund des Alters der Anlagen nehmen die Reparaturen mittlerweile unwirtschaftlich zu.“
Mehr Service will die Genossenschaft in naher Zukunft ihren Mietern der 2017 erworbenen Häuser in der Schillerstraße 30 – 32, 34 und 42 – 44 bieten. „Daher lassen wir hier eine eigene Sat-Anlage als Alternative zum Kabelnetzbetreiber installieren.“ Laut Mittenzwei sei die technische Aufrüstung insbesondere für diejenigen, die einfach nur Fernsehen möchten, ein attraktives Angebot – „wie übrigens für alle unsere Mitglieder“.
Allerdings muss die Wohnungsgenossenschaft auch kleine Brötchen backen und dafür tief in die Tasche greifen. „Mit dem hohen Altersdurchschnitt wächst die Anzahl der Kündigungen.“ Um den Wohnraum wieder zu vermieten, werden die vier Wände stets auf heutige Bedürfnisse hergerichtet – Kostenpunkt durchschnittlich 20.000 Euro. Allein 2018 betraf das etwa 100 Wohnungen. „Im Vorjahr verzeichneten wir unter anderem 127 Kündigungen, großteils durch Tod oder gesundheitliche Probleme der Bewohner.“ Dennoch blickt Mittenzwei nicht sorgenvoll zurück. Schließlich gelang es in den vergangenen Monaten 130 neue Mieter zu gewinnen – „so viel wie noch nie“. Zum Beweis führt der Vorstandsvorsitzende die aktuelle und „hart erkämpfte“ Leerstandquote von 3,06 Prozent an. Zwar habe sich das Unternehmen vorgenommen, unter die Drei-Prozent-Marke zu kommen, „letztlich fehlen uns lediglich zwei Wohnungen“.
Mittenzwei zufolge werde die Genossenschaft weiterhin einen großen Aufwand betreiben, um die Quote zu halten. Denn vom oft zitierten und herbeigesehnten Zuzug aus Leipzig aufs Land und in die Kleinstadt spüre das Unternehmen auf dem hiesigen Immobilienmarkt nichts. Immerhin, so der Fachmann, biete die Großstadt eine hohe Lebensqualität, und die Mieten seien keineswegs zu hoch, wie manchmal behauptet – „außer natürlich in den renommierten Wohngebieten“.
Zum Bestand der Wohnungsgenossenschaft Wurzen mit Sitz in der Georg-Schumann-Straße gehören derzeit 1730 Wohnungen und zehn Gewerbeeinheiten. Thomas Kube
Die Wohnungsgenossenschaft Wurzen beschäftigt derzeit 23 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende. Die Genossenschaft wurde am 22. Dezember 1954 damals unter dem Namen „Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft Albert Kuntz“ gegründet. Mit der Errichtung der ersten Wohnblöcke „Am Steinhof“ legte sie im April 1957 das Fundament ihres Bestandes, der heute 1730 Wohnungen sowie zehn Gewerbeeinheiten umfasst.
Von Kai-Uwe Brandt
Quelle: LVZ vom 15.01.2019