Milchgut ermöglicht beim traditionellen Hoffest ungefilterte Einblicke in seine Produktion
Wurzen/Nemt/Dehnitz. Vieler Worte bedurfte es für Winfried Petzold nicht, um den Besuchern des gestrigen Hoffestes im Milchgut Nemt, die für die Landwirtschaft aktuellen Herausforderungen zu vermitteln. Denn die großen Staubwolken, die auf den Milchgut-Feldern vom Wind aufgetürmt und über den Wurzener Ortsteil getrieben wurden, waren ein deutlicher Hinweis darauf, woran es derzeit am meisten fehlt – am Wasser.
"In der Fachsprache heißt es, dass sich die klimatische Wasserbilanz zunehmend verschiebt, für uns bedeutet dies ganz praktisch, dass wir immer mehr Arbeitskraft diesem Thema widmen müssen", so der Abteilungsleiter Pflanzenbau. In diesem Jahr sei die Situation aufgrund des niederschlagsarmen Winters zusätzlich verschärft. "Und zur anhaltenden Trockenheit gesellen sich hohe Frühjahrstemperaturen, die den Wasserbedarf der Kulturen weiter in die Höhe treiben", so Petzold.
Wesentlich einfacher gestaltete es sich gestern für die Milchhof-Mitarbeiter, den Flüssigkeitsbedarf ihrer zahlreichen Besucher zu befriedigen. Die Chef-Organisatorin Kathleen Konrad und ihr Team wissen, was sie zum Hoffest erwartet. Bis zu 6000 Besucher, die parallel zum normalen Produktionsablauf betreut sein wollen. Deshalb bat auch der Hoffest-DJ wegen des verzögernden Beginns diverser Führungen durch die Ställe, die Biogasanlage und über die Felder um Geduld – Milchkühe kennen kein Wochenende. "Leider können auch wir unser eigenes Fest nicht wirklich genießen, weil wir in den letzten Zügen der Frühjahrsbestellung liegen und die Zwiebelpflanzen vom Unkraut befreien müssen", erläuterte Pflanzenbau-Chef Winfried Petzold.
Derweil konnten sich die Hoffestbesucher an den angenehmen Seiten der Landwirtschaft erfreuen. Neben einem Kuhfladenbingo, einem Bauernmarkt und diversen Führungen enthielt das Programm Traktorfahrten, ein Quiz rund um die Milch und am Dehnitzer Milchgut-Standort einen Auftritt des Leipziger Knalltheaters sowie Livemusik mit der Band "Brassilage". Live und ungefiltert präsentierte das Nemter Landwirtschaftsunternehmen auch sich und seine Produktion, wozu die entsprechenden Düfte gehörten. "Dass viele Kinder keine Landluft kennen, ist eine ebensolche Tatsache wie die, dass insbesondere der städtische Nachwuchs kein Enten- von einem Gänseküken unterscheiden kann", so Kathleen Konrad. "Das zu ändern, ist für uns zusätzliche Motivation."
Von Roger Dietze
Quelle. LVZ vom 11.05.2015, Seite 25
Gewöhnungsbedürftige Gerüche: Mit seinem Hoffest verbindet das Nemter Milchgut
auch das Ziel, dem Nachwuchs die Landwirtschaft näherzubringen.
Foto: Roger Dietze