Wasserglasfabrik atmet auf: Endlich wird Gleis saniert

Von Frank Schmidt

PQ Germany kann Bahnanschluss bald richtig nutzen

Wurzen. Was in der öffentlichen Wahrnehmung als Neben- oder gar Abstellgleis die Oelschützer Straße im Süden von Wurzen quert, wird noch bis zum 28. Januar aufwendig saniert. Die Deutsche Bahn erneuert einen etwa 2,5 Kilometer langen Schienenabschnitt, der von der Firma PQ Germany unter dem Dach der amerikanischen Firma PQ Corporation genutzt wird.

Damit wird ein Schlussstrich unter die jahrelangen Bemühungen gezogen, diesen Gleisanschluss verstärkt für den An- und Abtransport zu nutzen (LVZ berichtete). Als Produzent von Rohstoffen für die Waschmittel-, Reifen- und Gummiindustrie sowie für die Papier- und Elektronikindustrie konnte die im Volksmund bezeichnete "Wasserglasfabrik" PQ Germany das marode Anschlussgleis nur eingeschränkt und mit Auflagen (Fahrgeschwindigkeit) nutzen. Allerdings hatte die Deutsche Bahn als Eigentümer bereits Anfang der 90er Jahre die Sanierung des Anschlussgleises zugesagt, passiert ist jedoch nichts. Bemühungen der Stadt Wurzen, diesen Abschnitt käuflich zu erwerben und in eigener Regie, jedoch mit Fördermitteln zu sanieren, um dem Industriestandort zu helfen, sind ins Leere gelaufen. Nicht zuletzt auch der Kosten wegen, die auf etwa eine Million Euro beziffert wurden. Was sich als Standortnachteil erwies, denn längst war bei der Firma PQ Corporation die Produktion in einem Betriebsneubau angelaufen, um die Kapazität der alten Wasserglasfabrik zu erhöhen. Dass es nun doch anders gekommen ist, verdankt das Unternehmen dem gewinnorientierten (Um)Denken des Streckenbetreibers. "Die Deutsche Bahn-Netz AG bat uns Ende 2013 um eine Darstellung zum mittel- und langfristigen Transportaufkommen", blickt PQ Germany-Geschäftsführer Bernd Jackstadt zurück. Und schon da ist offenkundig geworden, dass sich das Transportvolumen 2014 im Vergleich zum Vorjahr mit 116 000 Tonnen in 2320 Waggons weit mehr als verdoppelt hat – mit Blick auf 2015 Tendenz steigend. Freilich mit positiven Auswirkungen für Wurzen, denn ohne den Gleisanschluss müssten laut PQ-Germany-Chef Jackstadt die Güter in knapp 11 000 Lkws durch die ganze Ringelnatzstadt gekarrt werden.
Für die Zeit der Erneuerung des Gleises steht dieses nicht für Transporte zur Verfügung. Dennoch läuft die Produktion normal weiter, teilte Marlis Ackermann von PQ Germany auf Nachfrage mit. "Dafür erfolgte eine vorsorgliche Rohstoffbevorratung, um die Wochenendproduktion von Wasserglas aufrechtzuerhalten. Werktags erfolgt der An- und Abtransport mit Lkws über die Straße." Um die Belastung in seine Schranken zu weisen, seien alle Beteiligten der Baumaßnahme zur Einhaltung des Zeitplanes gedrängt worden. Ein Abweichen hätte auch Auswirkungen auf die internen Produktionsabläufe und die Logistik des Betriebes.

Bernd Jackstadt,PQ Germany

 

Gleisbau hautnah erlebt: Die Bauarbeiter lassen die Funken auf
einem circa 2,5 Kilometer langen Schienenabschnitt in Wurzen nur so fliegen. Foto: Frank Schmidt

 

Quelle: LVZ vom 22.01.2015, Seite 26