Kleine Zeitreise im Bahnhof Wurzen

Standortinitiative sorgt zum Tag der Industriekultur für ein reiches Wochenend-Programm

Von Kai-Uwe Brandt
Wurzen. Kleine Zeitreise: Nur zwei Wochen bevor am 7. April 1839 der erste Zug auf der 120 Kilometer langen Strecke von Dresden nach Leipzig rollte, wurden die Arbeiten an der Elbbrücke bei Riesa beendet.

Im Wurzener Umland kündigte sich dieses Ereignis schon weitaus früher an. Denn am 16. November 1835 begann der Landkauf für den Abschnitt zwischen Leipzig und der Muldebrücke bei Wurzen, der Spatenstich für den Bauabschnitt erfolgte fünf Monate hernach am 1. März 1836. Zwei Jahre später – am 1. Juli 1838 – wurde der Abschnitt von Machern nach Wurzen in Betrieb genommen und am 16. September dann die 17,5 Kilometer von Wurzen nach Dahlen.
Eben jene Fakten und noch viel mehr stehen im Mittelpunkt des Tages der Industriekultur am Freitag, 5. September, in Wurzen. Veranstalter ist der Verein Standortinitiative Wurzen (SiW), der den Bahnhof als erste Wirkungsstätte eines reichen Wochenend-Programms auserkoren hat (die LVZ berichtete). Ab 15 Uhr eröffnet die Gemeinschaft hier eine Wäscheleine-Ausstellung mit Kopien von Dokumenten und Fotos aus der Geschichte der Ferneisenbahnstrecke Dresden-Leipzig. Wie SiW-Vorstandsmitglied Ulrich Heß mitteilte, sorgte allein schon die Ankündigung für ein breites Echo, zumal die Organisatoren im Anschluss eine Diskussionsrunde mit ehemaligen Bahnmitarbeitern planen und zwei weitere Ausrufezeichen setzen. Demnach präsentiert der Heimatverein Beucha die Schau "Beucha – Dorf der Steine" und der Wurzener Modelleisenbahnclub eine Miniaturausgabe des Bahnhofs – alles miteinander ist bis zum 18. September zu sehen. Der Bahnhof, 1838/1839 erbaut, erhielt übrigens inklusive des Vorplatzes zwischen 1923 bis 1928 sein heutiges Aussehen. 1888 erfolgte bereits eine erste Erweiterung, zwischen 2003 und 2007 wurden die Außenanlagen mit Busbahnhof, Parkplätzen und Fußgängertunnel umgestaltet. Vor sechs Jahren erwarb das Bieterkonsortium Patron Capital Ltd. London und der Hamburger Projektentwickler Procom Invest GmbH&Co. das städtische Empfangsgebäude und 56 weitere Objekte in Sachsen. Im April 2013 ersteigerte schließlich Bahnhofspächter und Marktleiter Utz Leischnig in Berlin die 1450 Quadratmeter große Immobilie.
Zum weiteren Programm der SiW anlässlich des Tages der Industriekultur: Betriebsbesichtigung der Hoffmann Fördertechnik GmbH Wurzen mit Tom Kretzschmar am 6. September ab 10 und ab 11.30 Uhr, Treffpunkt Dresdener Straße 67/72. Voranmeldung unter Telefon 03425/854152 erforderlich. Am Sonntag, 7. September, ab 14 Uhr, laden schließlich Ulrich Heß und Rolf Petersitzke zum Vortrag und Rundgang in der ehemaligen Lorenz'schen Zuckerfabrik im Ortsteil Mühlbach, Am Mühlteich 30, ein. Voranmeldung über die SiW, Telefon 03425/854152.

Historisches Zeitdokument: Das Foto zeigt die Station Wurzen im
Jahre 1860. Mehr Geschichte gibt es am 5. September im Bahnhof zu sehen. Foto: privat

 

LVZ vom 02.09.2014