27 Oberschüler und Gymnasiastinnen schnuppern im Rahmen des Girls' Days bei Neuman & Esser in die Arbeitswelt hinein
Wurzen (rd). Die Designeruhr hat klar das Rennen gemacht. Zwischen ihr, einem Steckspiel sowie einer Duftlampe konnten jene 27 Oberschüler und Gymnasiastinnen aus Wurzen und Falkenhain eine Auswahl treffen, die gestern im Rahmen des Girls' Day bei Neuman & Esser in der Dresdener Straße zwischen binomischen Formeln und Goethes Faust in die Arbeitswelt hinein schnupperten.
Am so genannten Mädchen-Zukunftstag, an dem sich auch Jungs beteiligen können, öffnen alljährlich quer durch die Republik Unternehmen, Betriebe und Hochschulen ihre Türen für Schülerinnen ab der Klassenstufe 5, die so ihrerseits Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen lernen.
Branchen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Auch in der großen Werkhalle der Kolbenkompressoren produzierenden Firma Neuman & Esser, die gestern zum mittlerweile zwölften Mal ihre Werktore im Rahmen des Girls' Day für den Nachwuchs öffnete, ist das vermeintlich schwache Geschlecht eindeutig in der Minderheit. "Die jungen Leute für uns zu gewinnen, ist nicht unser vorrangiges Ziel", erläutert Personalleiterin Elvira Hänselmann. "Viel entscheidender für uns ist, dass wir ihnen die Möglichkeit einräumen, Erfahrungen zu sammeln und eine Vorstellung davon zu bekommen, was sie wollen oder aber auch nicht wollen."
Nicht mit Feile und Hammer nach ihrer Schulzeit hantieren zu wollen, ist nach dem gestrigen Tag die Erkenntnis der Lichtwer-Gymnasiastin Kassandra. "Ich gehe zwar meinem Vater regelmäßig und auch ganz gern bei handwerklichen Arbeiten zur Hand, ausbildungsmäßig tendiere ich aber eher in Richtung kaufmännischer Bereich", so die Neuntklässlerin. Ein Bereich, in dem auch Neuman & Esser neben weiteren vier Ausbildungsberufen junge Menschen auf die Arbeitswelt vorbereitet. "Mädchen, die sich für einen handwerklichen Beruf entscheiden, sind naturgemäß selten, aber wir hatten auch schon den Fall, dass eine junge Frau sehr großes Interesse im Rahmen zweiter Ausbildungsmessen und eines Girls' Day-Besuches bekundet und dann später bei uns eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert hat", erzählt Elvira Hänselmann.
Unter den aktuellen Neuman & Esser-Azubis in den praktischen Berufen ist Celine Stolpe die einzige Frau. "Da ich seit meiner Kindheit an Technik interessiert bin, war der Ausbildungsberuf der Zerspanungs-Mechanikerin die logische Konsequenz", so die 17-Jährige, die nach eigener Aussage bei Neuman & Esser gefunden hat, wonach sie suchte. "Ich genieße meine Ausbildung, bin vollkommen zufrieden", so die gebürtige Schönaerin, die gestern eine Mädchengruppe um sich geschart hatte. "Nach kleineren Startschwierigkeiten haben sie die Sache sehr gut gemacht", lobt die Wahl-Oschatzerin.
Designer-Uhr statt binomischer Formeln und Goethes Faust: Die Lichtwer-Pennäler Kassandra (l.) und Anna gehörten zu den 27 Oberschülern und Gymnasiasten, die am Girls' Day bei Neuman & Esser Werkstattluft schnupperten.
LVZ vom 28.03.2014, Seite 25