Handel im Wandel

Die Standortinitiative Wurzen ist mehr als ein örtlicher Gewerbeverein. Sie engagiert sich für lokale und regionale Wirtschaftspolitik, knüpft Netzwerke, will gute Bedingungen für Unternehmen schaffen – auch für den Einzelhandel. Ein engagierter junger Händler wurde jetzt in den Vorstand der Initiative gewählt und will sich dort für seine Zunft stark machen. Der 35-jährige Jan Jentzsch sammelte Erfahrungen in Geschäften in Leipzig, Berlin und Hamburg und kehrte vor zwei Jahren in seine Heimatstadt Wurzen zurück, wo er im Modegeschäft seiner Mutter – Modetreff Heidi in der Martin-Luther-Straße – angestellt ist. Seiner Meinung nach komme es darauf an, Nischen zu finden. „Wir bieten das an, was man online nicht gut bestellen kann“, sagt er. Ein Beispiel: Herrenhemden mit Muster würden sich per Foto im Rechner schlecht präsentieren lassen, hier sei der stationäre Handel klar im Vorteil. Was ältere Kollegen vielleicht nervt, begeistert ihn an seinem Job: „Mir gefällt der ständige Wandel, die Schnelllebigkeit.“ Es gebe immer etwas Aktuelles, Weiterentwicklungen, täglich neue Ware. „Das ist der Zahn der Zeit, da müssen auch wir Kleineren mitmachen“, sagt Jentzsch. Im Geschäft seiner Mutter gebe es den so genannten Soft-Online-Handel. Das heißt: Die Kunden können sich online die Ware anschauen und reservieren, werden auf Wunsch auch per Kurznachrichten-Dienst Whatsapp informiert, doch zum Anprobieren und Kaufen kommen sie ins Geschäft. Dadurch würde es gelingen, auch Leute außerhalb von Wurzen zu interessieren. Das seien stattliche 60 Prozent der Gesamtkundschaft. Überhaupt erklärt er seinen Kunden gern, dass Online-Einkauf nicht schneller geht: „Das Paket kommt und man ist nicht zu Hause, so geht es schon mal los. Also muss man zum Nachbarn und es abholen. Anprobieren ist Pflicht wie auch im Laden. Aber online bestellen die meisten sowieso immer mehr Dinge, also müssen sie einiges wieder zurück schicken.“ Jan Jentzsch setzt stattdessen auf „Einkaufen als Erlebnis“. In Berlin habe man in dieser Richtung vieles ausprobiert und „das hat ganz gut funktioniert“. Warum also nicht auch in Wurzen? Beim Nachtshopping, das im Herbst zum 18. Mal stattfinden soll, wünscht er sich, dass dies wieder mehr in den Blickpunkt rückt. Bei der Standortinitiative wird bereits über neue Ideen und neuen Schwung für die nächste Ausgabe des Shoppingevents gesprochen, das immer viele Leute in die City lockt und als wichtige Veranstaltung für die Einzelhändler gilt, wie Ulrich Heß, langjähriges Vorstandsmitglied, betont. Quelle: LVZ vom 04.07.2017 Jan Jentzsch