Auktionator Michael Ulbricht versteigert Kunst zugunsten des Geburtshauses des in Wurzen geborenen Künstlers

Zum Ersten, zum Zweiten und …zum Dritten: Das bekannte Schlusswort eines jeden Auktionators, es wurde am Sonnabend in der städtischen Galerie im Alten Wurzener Rathaus ein ums andere mal gesprochen.

Viola Heß und mit ihr weitere Akteure des Joachim-Ringelnatz-Vereins hätten selbige sprachliche Formel am vorgestrigen Nachmittag indes sicherlich gern öfter vernommen. Denn mit der mit Unterstützung des Leipziger Antiquars Michael Ulbricht durchgeführte Benefiz-Kunstauktion wollte der Verein weitere Finanzmittel einsammeln, um sein großes Projekt „Sanierung und Belebung des Ringelnatzhauses“ voranzubringen. Allein die bei allem betriebenen Aufwand inklusive musikalischem Rahmenprogramm und Ringelnatz-Torte eher unterdurchschnittliche Resonanz auf die Auktion ließ Michael Ulbrichts Kunstbestände nur minimal schrumpfen. Die Enttäuschung allerdings hielt sich bei Viola Heß in Grenzen, weiß die Vereinsvorsitzende doch um die diesbezügliche Notwendigkeit des Bohrens dicker Bretter in ihrer Stadt. Zudem schreitet die Entwicklung des vor einem Jahr von ihren Verein geschulterten Projektes allen dicken Brettern zum Trotz recht erfolgreich voran. „Die Stadt ist mittlerweile soweit, die Sanierung des Gebäudes zu tragen, und bei den Fördermittelanträgen haben schon zwei von drei Gremien in unserem Sinne entschieden“, so die Dehnitzerin, die mit Michael Ulbricht einen Kunstfachmann sozusagen in Reichweite hat, ist der Macherner doch Mitglied im Ringelnatzverein. Und in dieser „Funktion“ hatte der Kunsthändler vorgestern nicht nur Lithografien und Radierungen solch bekannter Künstler wie Marc Chagall und Max Klinger mit nach Wurzen gebracht, sondern ferner auch Erstausgaben Ringelnatzscher Broschüren. „Grundsätzlich kann man sagen, dass der Kunstmarkt boomt“, so Michael Ulbricht. „Wurzen ist in dieser Hinsicht kein Maßstab, für meine nächste Kunstauktion zu Gunsten der Mitteldeutschen Kinderkrebsforschung am 25. November in meiner Heimatgemeinde sind demgegenüber alle Plätze bereits vergeben“, so der Macherner. Dabei handele es sich bei den Käufern zum einen um Kunstinteressierte, zum anderen um Leute, die Kunst als eine Anlageform betrachten. „Und manchmal kommen auch beide Aspekte zusammen“, so der Betreiber des Leipziger Antiquariats Buch & Kunst, dessen Ringelnatzhaus-Auktion am Sonnabend unter anderem auch Roland Berger beiwohnte. Allerdings nach eigener Aussage weniger, um mitzusteigern, als vielmehr einmal das Ambiente einer solchen Auktion mitzuerleben. „Grundsätzlich stehe ich dem Geburtshaus-Projekt des Vereins sehr positiv gegenüber, und ich würde mich freuen, wenn es von der regionalen Wirtschaft stärker unterstützt würde“, so der 63-jährige Wurzener. Unabhängig davon arbeitet der Ringelnatz-Verein intensiv daran, das Geburtshaus des facettenreichen Künstlers im kulturellen Leben der Ringelnatzstadt zu verankern. So findet am 9. Dezember eine neue Folge innerhalb der Reihe „Freitag im Crostigall“ statt, auf die zwei Tage später ein Familien-Weihnachtsnachmittag folgt. Auch für das nächste Jahr hat der Verein schon Ideen zusammengetragen. So sind laut Viola Heß zwei Ausstellungen in Planung, zudem wolle man Geld für ein einmaliges Projekt sammeln. „Die Künstlerin Ingeborg Freytag, die uns bereits bei der Eröffnung des Ringelnatz-Pfades mit ihren Kompositionen unterstützt hat, möchte diese zu einem Hörspaziergang erweitern“, so die Vereinsvorsitzende.

VON ROGER DIETZE

 

Quelle: LVZ vom  21.11.2016

Versteigern für einen guten Zweck: Auktionator Michael Ulbricht
versuchte am Sonnabend, Kunst von Chagall bis Ringelnatz
unters kunstinteressierte Volk zu bringen. Foto: Roger Dietze