Wurzen hat wieder den Durchblick

Stele des Ringelnatzpfades an den Schultreppen erhält nach Zerstörung das Kunstwerk zurück

Wurzen hat keinen „Durchblick“ mehr. Das von Erik Seidel 2012 für den Ringelnatzpfad an den Schultreppen entworfene Kunstwerk war verschwunden – bis auf die Grundplatte. Der Verlust fiel im März auf, als die Erläuterungstafeln montiert wurden und während Jan Thomas an der Wenceslaikirche das „Betmäuschen“ installierte.

Ein Aufruf zur Mithilfe im sozialen Netzwerk Facebook erbrachte die Gewissheit, dass das Werk schon längere Zeit nicht mehr die Säule ziert. Einige vermuteten Buntmetalldiebe als Täter.

Schließlich wurden Einzelteile des Kunstwerks bei einer Wurzener Familie auf dem Dach gefunden. Die schweren Stahlplatten waren mit ohrenbetäubendem Knall schon zwischen Weihnachten und Neujahr über ihren Köpfen niedergegangen. Vermutlich hat jemand einen Böller in das Kunstwerk geschoben und gezündet, mutmaßt die Familie über die Begleitumstände. Glücklicherweise sei weder das Dach demoliert noch jemand von den schweren Stahlplatten verletzt worden. Die Herkunft der Platten blieb den Findern ein Rätsel, bis der Ringelnatzverein mit einem Foto und Finderlohn um Hilfe bat. „Wir sind froh, dass bei solchem Vandalismus niemand verletzt wurde“ sagt Viola Heß vom Ringelnatzverein. Als Partner des Bundes Bildender Künstler bei diesem Projekt fühlt sich der Verein verantwortlich, das Ansehen der Ringelnatzstadt hochzuhalten. Er nahm Kontakt zum Künstler Erik Seidel auf. Der stellt seinen Entwurf für eine Rekonstruktion zur Verfügung. Die freilich kostet Geld.

„Eigentlich brauchten wir jeden Cent für die Umsetzung der Siegerentwürfe des Kunstwettbewerbs 2015 und für einen Entwurf des Designers Jochen Ziska am Bürgerzentrum D 5“, so Heß. „In diesem Jahr soll zum Geburtstag von Ringelnatz am 6. August 11 Uhr der ganz besondere Städtepfad mit allen 13 Kunstwerken eingeweiht werden“, kündigt sie an. Auch werde der Flyer für Touristen der Stadt zum Ringelnatzpfad derzeit überarbeitet und gedruckt. Die Übergabe des Kunstpfades als Gesamtkunstwerk sieht der Ringelnatzverein als ein besonderes Geburtstagsgeschenk der Bürger an Ringelnatz und seine Stadt. „Mehrere Vereine, viele Bürger und Unternehmen, Künstler aus ganz Deutschland haben bei diesem Pfad zusammengearbeitet und etwas Einmaliges und Nachhaltiges geschaffen“, betont Heß.

Der Ringelnatzverein ging optimistisch heran. „Bisher haben Unternehmen und Bürger schon 20 000 Euro für den Ringelnatzpfad gespendet. Da hilft uns sicher auch jemand bei der Reparatur“, hoffte Heß und behielt recht. Ziska besah sich die Einzelteile, und der Designprofessor konnte den Aufbau des Kunstwerkes rekonstruieren. Hilfe bekam er von Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Präzisionswerkzeuge Wurzen, der unter anderem ein nicht sichtbares Kugellager spendete, das das Kunstwerk drehbar macht. Die Firma Liftket half mit einem besonderen Schmiermittel, das sowohl große Hitze als auch bittere Kälte übersteht. Am Montag montierte Ziska das gerettete und restaurierte Kunstwerk auf seiner Stele an den Schultreppen, wo es nun wieder zum Schauen und Sinnen einlädt.lvz

 

Quelle: LVZ vom 07.07.2016

Stadtführung mit Steffi Ferl (M.): Zu den Sehenswürdigkeiten
der Stadt gehören mittlerweile die Stelen des Ringelnatzpfades
wie der „Durchblick“.Foto: Bert Endruszeit