Wohnungsgenossenschaft Wurzen mit Top-Quote beim Leerstand

Zahlen & Fakten

Großvermieter investiert erneut zwei Millionen Euro in Modernisierung des Wohnungsbestandes.
Wurzen. Mit einer Rekordmarke bei der Leerstandsquote von 2,09 Prozent ist die Wohnungsgenossenschaft Wurzen ins Jahr 2015 gestartet. "Wir liegen zwar seit gut zehn Jahren unter drei Prozent, aber so gering wie diesmal war der Wert nie", sagte Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer Sven Mittenzwei

. Das Unternehmen mit Sitz in der Georg-Schumann-Straße 25 gehört neben der kommunalen Wurzener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH zu den Großvermietern der Muldestadt und hat derzeit 1683 Wohnungen im Bestand. Circa 1550 davon liegen in Wurzen, der Rest in Brandis, Beucha, Bennewitz sowie in Hohburg, Lüptitz sowie Böhlitz. Diese Konstellation hänge vor allem mit der Historie zusammen, erwähnte der 46-Jährige nicht ohne Grund.
Denn am 22. Dezember des Vorjahres beging die Genossenschaft ihr 60-jähriges Bestehen. Damals, so Mittenzwei, unterzeichneten 14 Personen die Gründungsurkunde und riefen mit der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) "Albert Kuntz" die erste Genossenschaft der Stadt Wurzen ins Leben. "Zwei Personen von ihnen sind immer noch Mitglieder – Altbürgermeister Kurt Hesse und Gerda Böttcher." Wie überall in der DDR besaß die AWG sogenannte Trägerbetriebe, die für die wirtschaftliche und finanzielle Basis sorgten. Der hiesigen AWG zur Seite standen 1954 zuallererst der Volkseigene Betrieb (VEB) Filzfabrik Wurzen, ferner das frühere Nahrungsmittelkombinat Albert Kuntz und die Teppichfabrik.
"1956 erfolgte schließlich die Geburtsstunde der zweiten AWG namens Solidarität im Wurzener Norden mit den Trägerbetrieben Motorenwerk, Wutra und dem Konsum", zitierte Mittenzwei aus der handgeschriebenen Chronik. 22 Jahre später – 1978 – verschmolzen auf Parteibeschluss sämtliche AWGs und insofern Wurzen mit "Glück auf" in Brandis, "Vorwärts" in Böhlitz und "Freundschaft" in Hohburg. Die ersten Häuser wurden Am Steinhof hochgezogen, der Kastanienallee seinerzeit. "Die Grundsteinlegung war im Sommer 1955, zwölf Monate später konnten die ersten Mieter acht Wohnungen des zweigeschossigen Gebäudes mit der Nummer 10 bis 12 beziehen." Eben jenes Ereignis wolle die Genossenschaft im Kleinen zum mittlerweile traditionellen Kinderflohmarkt am 9. Mai würdigen, kündigte Mittenzwei an, um sogleich seinen Blick auf die 2015er-Investitionsprojekte zu lenken.
"Das größte Bauvorhaben wird der Anbau von 18 Balkonen in Brandis sein." Darüber hinaus beabsichtige der Vermieter die Errichtung von etwa zwanzig Pkw-Garagen in der Theodor-Körner-Straße, um den teils großen Bedarf zu decken. Als Standort der Stellflächen sei das leere Grundstück am Rand des großen Parkplatzes vorgesehen. Neue Wohnungseingangstüren in der Querstraße 17-24, der Kapsdorfer Straße 53-55 in Hohburg und frische Farbe für die Fassaden Am Steinhof 38-46, der Erich-Weinert-Straße 9-13 sowie 2-8 komplettieren das Jahresprogramm mit einem Umfang von zwei Millionen Euro. Genau diese Summe, merkte Mittenzwei weiterhin an, floss bereits 2014 und sei eine Kenngröße für den Sanierungsbedarf. Schließlich gehe es darum, "schöne Wohnungen anzubieten". Sie, so der Vorstandschef zum Schluss, seien mit vielen kleinen Stellschrauben wie unter anderem dem Mietplus-Angebot der Genossenschaft und dem guten Leumund ein Garant für die aktuelle Minimalquote beim Leerstand.

Zum heutigen Bestand des Großvermieters gehören 1683 Wohnungen in Wurzen, Brandis, Beucha, Bennewitz, Hohburg, Lüptitz sowie Böhlitz.
Zahl der Genossenschaftsmitglieder: 1800.
Aller vier Jahre wählen die Mitglieder 50 Personen in die Vertreterversammlung, die wiederum den Aufsichtsrat bestimmt.
Dem Aufsichtsrat gehören Thomas Gündel (Vorsitzender), Renate Hertel, Ute Kunath, Dieter Kricke, Sören Latzel sowie Jens Meissner an.
Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer ist Sven Mittenzwei, kaufmännischer Vorstand Birgit Huber.
Die WG beschäftigt derzeit 23 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende.
Der Jahresumsatz inklusive Betriebs- und Heizkosten beträgt acht Millionen Euro. Kub

Von Kai-Uwe Brandt

Quelle: LVZ vom 07.01.2015, Seite 25